Fenster der Taufkapelle
In den Fenstern unserer Taufkapelle leuchtet auf, was die Liebe vermag. Das Gesetz des Mose zeigt uns den Weg in die Freiheit auf Aber das Gesetz bleibt spröde und lästig, wenn nicht das Ziel und der Geist des Gesetzes, nämlich die Liebe, vor unseren Augen leuchtet. Den Kampf der Liebe mit lieblosen Mächten der Welt wollte der Künstler dieser Fenster, die im Jahr 1970 entstanden sind, in unserer Taufkapelle darstellen.
Das erste Fenster - das Fenster der Schöpfung: Ähre, Weintraube, Fische, die Gestirne auf ihren Bahnen, das rote Dreieck, die Taube. Davon fällt ein Lichtstrahl auf die Häuser mit dem Fernsehturm auf dem Alexanderplatz in Berlin.
Das rote Dreieck ist das Zeichen für den Dreifaltigen Gott. Mit der Taube, dem Zeichen des Geistes, fällt gelb strahlendes Licht auf die Schöpfung, auch auf die Werke der Menschen. Der Fernsehturm ist mit einem Kreuz zu sehen, das die Sonne bewirkt.
Gott ist in dieser Schöpfung gegenwärtig, er liebt sie. Diese Schöpfung hat er uns anvertraut, auch heute.
Bewahren sollen wir sie; und so auf unsere Weise den Bund halten, den er mit uns geschlossen hat. Er, Jahwe, neben dem wir keine anderen Götter haben sollen.
Das zweite Fenster stellt Gräberfelder dar, Ketten und Stacheldraht, Panzersperren und Wachtturm, eine Mauer, die zur Zeit der Herstellung der Fenster Berlin durchschneidet; nur ein kleines Loch zum Durchschauen lässt die Welt draußen erkennen. Und Massen von Menschen: solche, die zur Demonstration auf die Straße getrieben werden, solche, die ihr Recht auf der Straße einfordern. Das Fenster zeigt den Einfluss des Bösen und vom zerstörenden Tun der Menschen. Durch das Fenster windet sich eine schillernde Schlange, am oberen Fensterrand ist ihre gespaltene Zunge zu sehen:
Doppelzüngigkeit menschlicher Rede und Sinnbild des Bösen. Wir sehen eine Welt der entarteten Schöpfung, in der Gottes Gebote missachtet werden. Unsere Welt kann und darf das nicht sein.
Das dritte Fenster zeigt die Osterkerze mit den Wunden Christi, die Ähren und die Trauben, der Kelch und die Hostie.
Dies ist das Fenster der Gemeinde, es zeugt von Gottes Liebe. Gott überlässt die Menschen nicht dem Bösen, er sendet seinen Sohn. Christus leuchtet wie eine Sonne, ja, die Wunden an der Osterkerze strahlen, sie spenden Wärme und Licht. Aus Ähre und Traube wird die Gabe der Eucharistie bereitet; Kelch und Hostie sind ihre Zeichen. Daran nehmen die Getauften teil. So verbindet sie alle das heilige Mahl, in dem Gottes Liebe neu wirksam wird.
Das vierte Fenster - Zu sehen sind Waffenarsenale heutiger Kriege: chemische Waffen, Raketen und Panzer, Unterseeboot und Flugzeug, die in den Abgrund stürzen.
Gottes Gericht am Ende der Zeiten wird die Mächte des Bösen vernichten. Gottes Geist erfüllt die Welt. In den Abgrund stürzt all das, was sich als auf Sand gebaut erwiesen hat. Wir Christen wissen, was auf Gott gegründet ist, das wird zu neuem Himmel und zu neuer Erde. Das neue Jerusalem, dorthin treibt die Liebe. Das gibt uns Grund zur Hoffnung, das ist uns verheißen; aber wir sind auch aufgefordert zum Handeln. Das Reich Gottes beginnt schon hier und heute.
Die Fenster der Taufkapelle der Heilig-Kreuz-Kirche zu Frankfurt (Oder)
- Entwurf und Ausfertigung: Architekt Artur Becker
- Betrachtungstext: Eine Zusammenarbeit anlässlich einer Gottesdienstübertragung "Das Gesetz wurde gegeben" durch das ZDF am 23.03.2003 von Andrea Mutke und Birgit Truthmann