Turmuhr

Für die neue katholische Kirche in Frankfurt (Oder) spendete die Stadt Frankfurt (Oder) im Jahre 1899 als Einweihungsgeschenk die Turmuhr. Diese Uhr wurde am 23. Januar 1899 in Auftrag gegeben, konnte aber in der Kürze der Zeit bis zur Einweihung nicht fertig gestellt werden. Den Auftrag dazu erhielt die „Thurmuhren-Fabrik“ I. F. Weule in Bokenem/Harz.

Es handelte sich dabei um eine mechanische Turmuhr mit Gewichtsaufzug. Dieser Aufzug musste einmal pro Woche von Hand erfolgen. Die Gewichte wurden dabei im Turm über Drahtseile und Rollen auf- und abgeführt.

Über eine senkrechte Welle wurden in der nächsten Etage über ein Kreuzgetriebe die 4 Zeigerpaare angetrieben . Die Zifferblattringe waren aus Bronzeguss, um eine gute Stabilität zu erreichen. Auf diesen Ringen waren dann die Ziffern aufgesetzt.

Diese Uhr wurde im Jahre 1938 von der Firma Erich Heyl, Berlin, im Auftrag der Firma Ph. Hörz KG, Ulm/Donau, überholt. Die komplette Uhr wurde ausgebaut und in der Werkstatt zerlegt, gereinigt und einige Teile ersetzt. Gleichzeitig wurde der Handaufzug durch einen Aufzug mit Elektromotor ersetzt. Außerdem wurden von der Firma Heyl 4 neue Zifferblätter und auch Zeigerpaare angefertigt. Die Zifferblätter haben seit 1938 einen Durchmesser von 2,10m, der große Zeiger eine Länge von 1,20m. Diese Arbeiten standen im Zusammenhang mit dem Einbau der elektrischen Läutemaschinen durch die Firma Hörz und kosteten insgesamt 5400RM. In der damaligen Zeit, ohne Quarz- oder Funkuhr, liest sich eine Bedienungsanleitung so:

„Es ist um dauernden Reklamationen vorzubeugen, geboten, die Turmuhr der Bahnzeit gegenüber stets 2 Minuten vorgehen zu lassen. Der Uhrwart muß sich von Zeit zu Zeit vergewissern, ob diese Zeitdistanz vorhält. Ist keine Bahnstation im Ort oder in der Nähe, so dient das Zeitsignal von Nauen als Kontrolle, welches von jedem Radioteilnehmer mitgeteilt werden kann. Der Uhrwart lasse sich niemals von einer dritten Person nach deren Uhr die Zeit vorschreiben.“

Im Jahre 1960 erfolgte der Ausbau der mechanischen Uhr, über deren Verbleib es keine Erkenntnisse gibt, und es wurde eine neue elektromechanische Uhr eingebaut. Die Firma Hörz installierte in der Sakristei eine Mutteruhr und dazu im Turm einen Antrieb für die Zeigerpaare. Dieser Antrieb, sowie die neu eingebauten Schlagwerke für den Viertel- und Stundenschlag, erhielten ihren Steuerimpuls aus der Sakristei.

Im Jahre 1971 erfolgte eine neue Vergoldung der Zeiger und der Zifferblätter sowie eine Generalüberholung der mechanischen Zeigergetriebe. Diese Arbeiten wurden von der Turmuhrenfirma Zacheriä, Leipzig, ausgeführt.

Diese Anlage versah ihren Dienst bis in das Jahr 2003, in diesem Jahr erfolgte der Einbau einer Funkuhr in der Sakristei. Diese Uhr übernahm die Impulsabgabe an die oben im Turm angepassten Anlagenteile.

Durch das Gewitter, 2007 (siehe Glocken) wurde die Uhrenanlage, mit Funkuhr, Zeigerantrieb und Schlagsteuerung, total zerstört. Die Firma Perconta, Calw, reparierte die Funkuhr und die Firma Bittner, Berlin, baute neue Steuereinheiten für die Zeiger- und die Schlagsteuerung ein. Im Zuge der Dacherneuerung des Turmes und der Blitzschutzanlage (2010-2011) werden die Zifferblätter und die Zeiger neu vergoldet.

Trotz der umfangreichen Maßnahmen für den Blitzschutz konnten wir am 5.7.2012 durch Gewittereinwirkung eine erneute Überspannung in unserem Starkstromnetz nicht vermeiden. Die Funkuhr wurde zerstört und musste erneuert werden.

Paul-Dieter Klähr